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25.11.2025 | Zuletzt aktualisert am 25.11.2025

4 min

Wie Sie einen tagesaktuellen Cash-View erhalten wenn Reports fehlen

Was ist Cash Visibility (der Cash-View) – und wie erhalte ich eine tagesaktuelle Cash-Position?

Cash-View bedeutet, eine nahezu in Echtzeit aktualisierte Sicht auf sämtliches Cash über Banken, Gesellschaften, Währungen und Zahlungsströme hinweg zu haben. In der Praxis erreichen Sie das, indem Sie Portal-Logins durch eine einheitliche Bankanbindung (APIs/EBICS/SWIFT) ersetzen, eine Single Source of Truth für Konten und FX anstelle verteilter Excel-Dateien etablieren, Intraday-Updates für das heutige Cash Positioning bereitstellen und gleichzeitig das Forecasting für morgen speisen, die Abläufe für Cut-offs, Abstimmungen und Zugriffsrechte standardisieren und – wenn lokale Meldungen fehlen – Schätzwerte eindeutig kennzeichnen. So entsteht eine entscheidungsreife Cash-Position für heute bei gleichzeitig geringerem manuellem Aufwand.

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Wenn das Management nach der „heutigen Cash-Position“ fragt und eine oder mehrere Tochtergesellschaften noch nicht berichtet haben, müssen Sie dennoch termingerecht eine verlässliche Zahl bereitstellen. Dieser Leitfaden zeigt, wie Sie einen nutzbaren Cash-View aus bestätigten Daten und nachvollziehbaren Schätzungen – klar gekennzeichnet – erstellen, damit Entscheidungen ohne Verzögerung getroffen werden können.

Warum Cash-Visibility zählt, wenn Reports ausbleiben

Verspätete Reports kommen vor: Zeitzonen, Feiertage, Quartalsendspitzen oder schlicht fehlende Kapazitäten. Die Aufgabe des Treasury ist es, handlungsfähig zu bleiben – nicht zu warten. In der Praxis gilt unter Zeitdruck: Klarheit schlägt Perfektion. Präsentieren Sie jetzt eine konsolidierte Sicht, kennzeichnen Sie, was bestätigt bzw. geschätzt ist, und notieren Sie die Nachverfolgung für später. Mit besserer Konnektivität und Disziplin in der Berichterstattung werden diese Lücken im Zeitverlauf kleiner – doch wenn die Uhr läuft, brauchen Sie eine wiederholbare Methode, auf die Sie sich verlassen können.

Lesen Sie mehr: Cash Visibility und ein Einstieg über Liquiditätsplanung: Definition, Ziele, Vorteile & Methoden

Kernregel für den heutigen Cash-View

Fehlen Reports einzelner Unternehmen, erstellen Sie den Tages-Cash-View aus dem Vorhandenen (bestätigt + geschätzt) und kennzeichnen Sie die Sicherheitsstufe. Das Ergebnis ist eine entscheidungsreife Gesamtsumme – keine E-Mail-Sammlung.

Schritt-für-Schritt Guide

1) Abgleichen, wer gemeldet hat – und wer nicht

Beginnen Sie mit einer kurzen Liste, damit alle sofort den Umfang sehen:

  • Heute gemeldet: Tochter A, B, C

  • Heute fehlend: Tochter D, E

Das verhindert Doppelarbeit und setzt den Rahmen, bevor Sie Zahlen ziehen.

2) Letzte verlässliche Salden für fehlende Einheiten ziehen

Nutzen Sie den letzten belastbaren Wert (Vortages-EOD bzw. letzter Geschäftstag) aus derselben Quelle, die Sie auch im Standardreporting verwenden. Konsistenz ist entscheidend – gemischte Quellen führen zu Drift. Bei mehreren Banken prüfen Sie, dass alle Konten je Einheit enthalten sind – keine Teilansichten.

Das könnte Sie auch interessieren: Multi-Entity-Praxis in Von Excel zu Echtzeit: Der Weg zu vollständiger Cash-Visibility und Wie Treasury-Teams Multi-Bank-Konnektivität meistern

3) Heutige Bewegungen für diese Einheiten schätzen

Wenden Sie ein leichtgewichtiges, vorab abgestimmtes Modell an. Beispiele:

  • Musterbasiert: Typische Nettobewegung an Nicht-Zahltagen für Einheit D: –0,4 Mio. € (gleitende 8 Wochen).

  • Kalenderbasiert: Einheit E hat mittwochs einen Kreditorenlauf; –1,1 Mio. € an diesen Tagen, sofern nichts anderes gemeldet wird.

  • Ereignisbasiert: Heute lokale USt-Zahlung; –0,3 Mio. € erwartet.

Kennzeichnen Sie jede Zeile mit Sicherheitsstufe: hoch / mittel / niedrig und fügen Sie eine Ein-Zeilen-Begründung hinzu (Muster, Kalender, Ereignis). Ist die Einheit materiell für die Konzernposition, ergänzen Sie eine kurze Sensitivität (z. B. ±0,5 Mio. €), damit Stakeholder die mögliche Schwankung sehen.

4) Bestätigtes und Geschätztes in eine Tabelle überführen

Erstellen Sie eine Ansicht und summieren Sie zur Konzernliquidität (Group Cash). Verwenden Sie konsistente FX-Sätze für die Umrechnung in die Konzernwährung. Eine einfache Struktur genügt:

Unternehmen Bestätigt Grundlage Geschätze Bewegung Sicherheit Resultierender Cash-Bestand
A  Ja Reported
10:20
 —   —  €… 
B  Ja Reported
10:20
 —   —  €… 
C  Ja Reported
10:20
 —   —  €… 
D  Nein Last EOD €X   –€0.4m (pattern)  Mittel €…
 E  Nein Last EOD €X  –€1.1m (AP run)  Hoch €…
Group Cash (heute)          €…

 

Prüfen Sie die typischen Fehlerquellen: doppelt erfasste Konten, versehentlich einbezogene Dormant-Konten und veraltete FX.

Für den längeren Zeithorizont siehe: Direkte vs. indirekte Cashflow-Methode und Liquiditätsplanung & Automatisierung

5) Materielle Ausnahmen hervorheben

Ist eine geschätzte Einheit materiell (z. B. > 5–10 % der Konzernliquidität), nennen Sie sie direkt unter der Tabelle:

„Unternehmen E geschätzt (AP RUN) — Sicherheit hoch; Größenordnung 1,1 Mio. €.“

Kann die Schätzung eine Finanzierungsentscheidung beeinflussen? Ergänzen Sie eine Eventualnotiz (z. B. „Puffer auch bei ±0,5 Mio. € Abweichung intakt.“). Weist die heutige Unsicherheit auf strukturelle Themen hin (fragmentierte Portale, regionale Silos), nehmen Sie eine Prozessmaßnahme in den Backlog auf.

6) Kurzes CFO-Update senden

Sachlich, ruhig, prägnant:

Heutiger Cash-View: €X,X Mrd. (bestätigt: €…, geschätzt: €…).
Abdeckung: Keine Liquiditätsengpässe erwartet; Puffer intakt.
Ausnahmen: Einheit E geschätzt (Kreditorenlauf), Sicherheit hoch.
Nächste Schritte: Datei von E erwartet bis 13:00; Update nur bei Abweichung > 0,3 Mio. €.

Halten Sie Ihr Schwellenwertversprechen ein: Nur nachfassen, wenn die Abweichung entscheidungsrelevant ist (Finanzierung, Covenants, Cut-offs).

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Praktische Anhaltspunkte für einen verlässlichen Cash-View

Estimation-Playbook einmal festlegen. Dokumentieren Sie Default-Annahmen für die wichtigsten Einheiten (typischer Nicht-Zahltag, AP/AR-Takt, Zahltage) in einem einfachen Sheet. Das vermeidet Diskussionen unter Zeitdruck.

Schätzungen klar kennzeichnen. Führung akzeptiert Schätzungen, wenn sie sichtbar, begrenzt und in einer Zeile dargestellt sind. Hinterlegen Sie die Begründung und die Sicherheitsstufe (hoch/mittel/niedrig) direkt in der Tabelle.

Mit Schwellenwerten arbeiten, nicht mit Bauchgefühl. Legen Sie fest, ab welcher Abweichung Sie aktiv werden (z. B. > 0,3 Mio. € oder > 2 % der Konzernliquidität). So vermeiden Sie Rauschen.

Ursachen beheben, nicht Heldentaten wiederholen. Tracken Sie, warum Dateien zu spät eintreffen (Feed-Fehler, Feiertags-Cut-off, manueller Schritt), und lösen Sie die beiden größten Treiber. Nachhaltige Resilienz entsteht durch bessere Sichtbarkeit und Automatisierung – nicht durch Ad-hoc-Rettungen.

Häufige Hürden (und schnelle Abhilfe)

  • Doppelzählungen in Multi-System-Landschaften. Führen Sie eine abgestimmte Konto-Map (je Einheit, je Bank) mit einer „goldenen“ Quelle pro Account.

  • Veraltete FX. Veröffentlichen Sie einen standardisierten Intraday-FX-Satz für die Konzernumrechnung.

  • Überschätzte Sicherheit. Ist die Grundlage schwach, markieren Sie niedrig. Glaubwürdigkeit entsteht durch Kennzeichnung – nicht durch Optimismus.

Auf was Sie sich fokussieren sollten

Eine Ansicht, die Konzernliquidität sowie bestätigte und geschätzte Anteile zeigt; eine kurze Notiz, die die Frage „Sind wir abgedeckt?“ beantwortet; und eine kleine SOP, die das Team in Minuten ausführen kann, wenn eine Datei fehlt. Mit der Zeit benötigen Sie weniger Schätzungen, weil der Cash-View tagesaktuell und zentral ist.

Lesen Sie auch: Vorteile hoher Cash-Visibility und Cash-Management-Trends 2025.

Zusammenfassung

Wenn lokale Meldungen fehlen, warten Sie nicht – schätzen SieNutzen Sie die letzten verlässlichen Cash-Bestände, ergänzen Sie sinnvolle Anpassungen, kennzeichnen Sie die Sicherheit und präsentieren Sie eine konsolidierte Zahl mit einem klaren Hinweis auf die Abdeckung und die nächsten Schritte. Investieren Sie anschließend in die „Plumbing“, die morgen einfacher macht.

Als Nächstes in dieser Serie: Doppelzählungen vermeiden – oder fehlende Cash-Bestände in einer Multi-System-Umgebung erkennen.

 

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