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30.3.2025 | Zuletzt aktualisert am 20.10.2025

4 min

Direkte vs. indirekte Cashflow-Methode: Die wichtigsten Unterschiede

Wann sollten Treasurer die direkte bzw. indirekte Cashflow-Methode anwenden?

Die direkte Methode liefert exakte, kurzfristige Transparenz durch den Abgleich tatsächlicher Ein- und Auszahlungen – ideal für das tägliche oder wöchentliche Liquiditätsmanagement. Die indirekte Methode, auf Basis von Buchhaltungsdaten abgeleitet, zeigt strukturelle Trends über längere Zeiträume. Führende Treasurer kombinieren beide Ansätze: direkt für die operative Steuerung, indirekt für die strategische Analyse und die Performancebewertung.

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Ihr Cashflow-Forecast stimmt nicht.

Nicht völlig – aber genug, um Probleme zu verursachen. Vielleicht wirkt Ihre kurzfristige Liquidität solide, bis ein verspäteter Zahlungseingang alles durcheinanderbringt. Oder die langfristige Prognose wirkt stabil, und dennoch müssen Sie plötzlich um die Lohnzahlungen kämpfen.

Die meisten Unternehmen glauben, ihren Cashflow im Griff zu haben – bis ein unerwartetes Ereignis das Gegenteil beweist. Ein Großkunde zahlt verspätet, Lieferanten verlangen Vorkasse oder eine ungeplante Ausgabe leert die Rücklagen. Spätestens dann wird klar, dass die Prognosen nicht so verlässlich waren, wie gedacht.

Ein Grund dafür: Viele betrachten den Cashflow nur aus einer Perspektive. Einige Unternehmen verfolgen jede einzelne Zahlung in Echtzeit – das ist die direkte Methode. Andere orientieren sich an langfristigen Trends und Bilanzwerten – die indirekte Methode. Doch keine der beiden liefert allein das vollständige Bild. Wer den Unterschied zwischen direkter und indirekter Cashflow-Methode nicht versteht, riskiert Fehlentscheidungen – mit spürbaren Folgen.

Was ist ein Cashflow-Statement?

Die Cashflow-Rechnung ist ein Finanzbericht, der zeigt, wie sich Geld im Unternehmen über einen bestimmten Zeitraum bewegt – also, woher es kommt und wohin es fließt. Sie bezieht sich ausschließlich auf tatsächliche Zahlungsströme, nicht auf buchhalterische Gewinne oder Abschreibungen.

Eine Cashflow-Rechnung gliedert sich in drei Bereiche:

  1. Operativer Cashflow – Zahlungsströme aus dem Kerngeschäft (Kundenzahlungen, Löhne, Lieferantenzahlungen).

  2. Investitions-Cashflow – Zu- und Abflüsse aus Anlagevermögen (Kauf von Maschinen, Verkauf von Beteiligungen).

  3. Finanzierungs-Cashflow – Zahlungsströme aus der Finanzierung (Kredite, Aktienemissionen, Tilgungen).

Alle drei Komponenten sind entscheidend für die Liquiditätsplanung, denn sie zeigen nicht nur, wie viel Geld vorhanden ist, sondern auch, wann und wo es sich bewegt. Ein Unternehmen kann auf dem Papier profitabel sein, aber trotzdem in Liquiditätsnot geraten, wenn das Geld zu spät eingeht.

Für Forecasts bedeutet das:

  • Operativer Cashflow zeigt, ob sich das Unternehmen aus eigener Kraft tragen kann.

  • Investitions-Cashflow macht sichtbar, wie sich Käufe oder Verkäufe von Vermögenswerten auf die Liquidität auswirken.

  • Finanzierungs-Cashflow zeigt, wie Tilgungen, Zinsen oder neue Kredite den künftigen Cash-Bestand beeinflussen.

Direkte vs. indirekte Cashflow-Methode: Wo liegt der Unterschied?

Cashflow-Forecasting sollte keine Schätzung sein, sondern ein Instrument zur Steuerung der Zahlungsfähigkeit. Viele Unternehmen wissen, wie viel Geld sie erwarten, aber kaum, wann es tatsächlich verfügbar ist – oder ob ein profitables Quartal wirklich ausreichend Liquidität erzeugt.

Wer beide Methoden verwechselt oder nur eine davon nutzt, trifft schnell falsche Annahmen.
Sie könnten denken, dass Ihre Finanzen laut GuV gut aussehen (indirekte Methode), während tatsächlich zu wenig Cash eingeht (direkte Methode). Oder Sie konzentrieren sich ausschließlich auf kurzfristige Zahlungsströme und verlieren das langfristige Bild aus den Augen.

Das Verständnis beider Methoden kann der Unterschied zwischen vorausschauendem Liquiditätsmanagement und hektischer Krisenbewältigung sein.

Was ist die direkte Cashflow-Methode?

Die direkte Methode zeigt tatsächliche Geldbewegungen in Echtzeit und eignet sich besonders für die kurzfristige Liquiditätsplanung.

So erstellen Sie einen direkten Cashflow-Forecast:

  1. Zahlungseingänge erfassen:

    • Kundenzahlungen (Forderungen)

    • Kredit- oder Finanzierungszuflüsse

    • Zinserträge und Dividenden

  2. Zahlungsausgänge erfassen:

    • Lieferanten- und Dienstleisterzahlungen (Verbindlichkeiten)

    • Löhne, Sozialabgaben, Kreditzinsen, Tilgungen

    • Investitionsausgaben (z. B. Anlagen, IT-Investitionen)

  3. Netto-Cashflow berechnen:

    • Differenz aus Ein- und Auszahlungen über ein bestimmtes Intervall (täglich, wöchentlich oder monatlich).

  4. Überwachen und anpassen:

    • Prognosen regelmäßig mit tatsächlichen Cashbewegungen vergleichen und Annahmen aktualisieren.

Vorteile der direkten Methode

  • Liefert ein präzises Echtzeitbild der Zahlungsströme und damit hohe Genauigkeit für kurzfristige Planungen.

  • Hilft Treasury-Teams, operative Liquiditätsbedarfe wie Gehälter oder Lieferantenrechnungen frühzeitig zu erkennen.

  • Ermöglicht zielgerichtetes Cash-Pooling und Working-Capital-Management in Unternehmensgruppen.

Nachteile der direkten Methode

  • Erfordert detaillierte, häufige Transaktionsdaten – hoher Aufwand ohne automatisierte Systeme.

  • Nur mit integrierten Treasury- oder ERP-Lösungen wirklich effizient umsetzbar.

  • Konzentriert sich auf kurzfristige Liquidität, ohne langfristige Nachhaltigkeit zu berücksichtigen.

Was ist die indirekte Cashflow-Methode?

Die indirekte Methode beginnt mit dem Jahresergebnis (Net Income) und korrigiert dieses um nicht zahlungswirksame Positionen und Veränderungen im Working Capital, um die künftige Liquidität zu schätzen. Sie dient primär der langfristigen Planung, Finanzstrategie und externen Berichterstattung.

So erstellen Sie einen indirekten Cashflow-Forecast:

  1. Start mit dem Net Income aus der Gewinn- und Verlustrechnung.

  2. Nicht zahlungswirksame Aufwendungen addieren:

    • Abschreibungen und Amortisation

    • Latente Steuern und sonstige nicht-Cash-Posten

  3. Working-Capital-Veränderungen berücksichtigen:

    • Forderungen (Einfluss des Zahlungsverhaltens der Kunden)

    • Verbindlichkeiten (Zahlungsfristen gegenüber Lieferanten)

    • Lagerbestände (gebundenes Kapital)

  4. Investitions- und Finanzierungs-Cashflows einbeziehen:

    • Anlagenkäufe und -verkäufe

    • Kreditaufnahmen, Tilgungen, Dividendenzahlungen

  5. Zukünftige Cashpositionen prognostizieren:

    • Planung über Monate oder Jahre hinweg – im Einklang mit der Unternehmensstrategie.

Vorteile der indirekten Methode

  • Steht im Einklang mit GuV und Bilanz und lässt sich leicht in FP&A-Prozesse integrieren.

  • Zeigt langfristige Cashflow-Trends und unterstützt Kapitalplanung, Investitionen und Finanzierungsentscheidungen.

  • Bietet eine übergeordnete Sicht auf die Cash-Erzeugung des Kerngeschäfts.

  • Wird von Investoren und Kreditgebern für Berichte und Bewertungen genutzt.

Nachteile der indirekten Methode

  • Geringe Aussagekraft für kurzfristige Liquidität.

  • Abhängig von buchhalterischen Annahmen, die nicht immer die tatsächliche Zahlungsfähigkeit widerspiegeln.

  • Kann zeitliche Diskrepanzen verschleiern und so das Risiko von Liquiditätsengpässen erhöhen, wenn sie allein verwendet wird.

Welche Methode ist für Ihr Unternehmen die richtige?

Bei der Entscheidung zwischen direkter und indirekter Cashflow-Methode gilt:
Die beste Lösung ist die Kombination beider Ansätze. Die direkte Methode sorgt dafür, dass jederzeit genügend Liquidität für kurzfristige Verpflichtungen vorhanden ist, während die indirekte Methode die langfristige Finanzstrategie absichert. Gemeinsam ergeben sie das vollständige Bild der finanziellen Gesundheit eines Unternehmens.

Cashflow-Herausforderung Geeignete Methode  Warum
Tagesliquidität steuern Direkt Verfolgt tatsächliche Zahlungsströme und stellt sicher, dass genug Mittel für kurzfristige Verpflichtungen vorhanden sind.
Zukünftigen Finanzierungsbedarf planen  Indirekt Prognostiziert langfristige Cash-Verfügbarkeit auf Basis von Finanzdaten.
Zahlungsausfälle bei Kunden vermeiden Direkt Zeigt, wann Forderungen beglichen werden, und verbessert die kurzfristige Planung.
Zusammenhang zwischen Gewinn und Cashflow verstehen
Indirekt Verknüpft Nettoergebnis und Cashflow, um zu zeigen, wie operative Performance die Liquidität beeinflusst
Investitionen oder Expansion vorbereiten  Indirekt Liefert langfristige Trends, um Investitionsentscheidungen abzusichern.
Auf Marktveränderungen oder Krisen reagieren  Direkt Bietet Echtzeit-Einblick in verfügbare Reserven. 
Anforderungen von Banken und Investoren erfüllen  Direkt Stimmt Forecasts mit Bilanz- und Reporting-Standards ab. 

 

Fazit 

Ihr Cashflow-Forecast ist immer noch fehlerhaft – nicht mehr so stark wie zuvor, aber immer noch ungenau, wenn Sie nur eine Seite betrachten.

Kurzfristige Liquidität sagt nichts darüber aus, ob die langfristige Strategie tragfähig ist.
Und langfristige Projektionen helfen nicht, wenn nächste Woche das Geld fehlt.

Beide Methoden zu kombinieren ist daher keine Option, sondern eine Notwendigkeit.
Nur so lassen sich Überraschungen vermeiden – und finanzielle Stabilität sichern.
Denn im Geschäftsleben gilt: Liquidität ist keine Zahl im Forecast, sondern die Grundlage für Überleben und Wachstum.