Welche Strategien sind am wirksamsten für das Treasury Risk Management?
Risikomanagement gehört zu den wichtigsten Aufgaben jedes Treasurers. Indem Treasury-Verantwortliche Risiken frühzeitig erkennen und geeignete Maßnahmen ergreifen, können sie die Kontinuität ihres Unternehmens sichern und dessen langfristigen Erfolg gewährleisten. Doch welchen Risiken sind Treasuries heute tatsächlich ausgesetzt? Und welche Strategien und Instrumente helfen, diese Risiken effektiv zu mindern? Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Treasury-Risiken, die Rolle des Treasurers im Risikomanagement, zentrale Strategien zur Risikosteuerung sowie Technologien, die bei der Umsetzung unterstützen.
Was ist Treasury-Risikomanagement?
Treasury-Risikomanagement ist die Praxis, finanzielle Risiken innerhalb eines Unternehmens zu identifizieren, zu überwachen und zu mindern – darunter Risiken in den Bereichen Liquidität, Investitionen, Fremdwährungen, Zinsen und Zahlungsverkehr.
Dabei geht es darum, potenzielle Gefahren aus Treasury-Aktivitäten frühzeitig zu erkennen und geeignete Gegenmaßnahmen zu definieren, um negative Auswirkungen zu minimieren. Zu den typischen Aktivitäten zählen:
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Cashflow- und Liquiditätsplanung
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Strukturierte Rückzahlungspläne für Schulden
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Hedging von Investitionen
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Strategische Liquiditätsplanung
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Die Erstellung und Umsetzung von Treasury-Policies
Darüber hinaus kann Treasury-Risikomanagement auch interne oder externe Treasury-Audits umfassen, um sicherzustellen, dass Finanzpositionen korrekt dargestellt werden und die Berichterstattung transparent bleibt.
Welche Rolle spielt das Treasury im Risikomanagement?
Treasurer sind ein entscheidender Bestandteil eines erfolgreichen Risikomanagements.
Sie bewerten, wie das Unternehmen seine finanziellen Ressourcen verwaltet, und beraten andere Abteilungen in Bezug auf finanzielle Risiken.
Darüber hinaus tragen sie maßgeblich dazu bei, die Exponierung gegenüber finanziellen Bedrohungen zu verringern – etwa durch Marktschwankungen, Zinsänderungen, Liquiditätsengpässe oder Kreditrisiken.
Dies geschieht, indem Treasury-Fachkräfte die potenziellen Kosten bestimmter Szenarien bewerten und darauf aufbauend geeignete Maßnahmen vorschlagen.
Die von ihnen entwickelten Prozesse sorgen dafür, dass fundierte Entscheidungen getroffen werden können – und schützen das Unternehmen vor vermeidbaren Verlusten.
Die wichtigsten Treasury-Risiken, denen Unternehmen ausgesetzt sind
Treasury-Abteilungen sind mit einer Vielzahl an Risiken konfrontiert, die richtig gemanagt werden müssen. Die häufigsten sind: Liquiditätsrisiken, Marktrisiken, operationelle Risiken und Kontrahentenrisiken.
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Liquiditätsrisiko
Jedes Unternehmen ist einem gewissen Liquiditätsrisiko ausgesetzt – also der Gefahr, aufgrund mangelnder Zahlungsmittel nicht in der Lage zu sein, fällige Verpflichtungen rechtzeitig zu erfüllen. Treasurer müssen daher kontinuierlich sicherstellen, dass ausreichend Liquidität verfügbar ist, wann immer sie benötigt wird. Natürlich sind manche Organisationen stärker betroffen als andere, je nach ihrer finanziellen Stabilität. Doch für jedes Unternehmen gilt: Das Liquiditätsrisiko sollte regelmäßig und sorgfältig überwacht werden, um Risiken einer Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden.
Marktrisiko
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass jedes Unternehmen einem gewissen Marktrisiko ausgesetzt ist. Dieses Risiko entsteht durch Schwankungen von Marktpreisen und Zinssätzen – beispielsweise bei Rohstoffen, Zinsen oder Wechselkursen (FX). Jede Veränderung dieser Marktparameter kann die Cashflows und die Risikoposition eines Unternehmens erheblich beeinflussen.
Operationelles Risiko
Operationelle Risiken umfassen eine Vielzahl von Gefahren, die aus alltäglichen Geschäftsaktivitäten entstehen – etwa aus Prozessen, Personal, rechtlichen oder Compliance-bezogenen Anforderungen, IT-Systemen oder Zahlungen. Treten in einem dieser Bereiche Probleme auf, kann dies erhebliche Auswirkungen auf Cashflows, Reporting oder sogar die Geschäftskontinuität haben.
Kontrahentenrisiko
Kontrahentenrisiken bestehen immer:
Beispielsweise kann es vorkommen, dass investierte oder angelegte Gelder verloren gehen, wenn eine Bank oder ein Geschäftspartner insolvent wird. Auch Zahlungsausfälle von Kunden zählen dazu – wenn ein Kunde seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommt, kann dies den Cashflow beeinträchtigen und die Fähigkeit des Unternehmens gefährden, eigene Verpflichtungen zu erfüllen. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass Mitarbeiter versehentlich oder absichtlich Zahlungen an sanktionierte oder falsche Empfänger ausführen – mit potenziell hohen Verlusten. Da Kontrahentenrisiken vielfältig sind, ist es entscheidend, alle Geschäftspartner sorgfältig zu kennen (Know Your Customer / KYC) und regelmäßig zu überprüfen.

Strategien zur Reduzierung von Treasury-Risiken
Es gibt zahlreiche Strategien, mit denen Treasurer ihre Risikoexponierung verringern können.
Im Folgenden werden zentrale Ansätze vorgestellt, um Liquiditäts-, Markt-, operationelle und Kontrahentenrisiken wirksam zu managen.
Risikomanagement-Frameworks und Prozesse
Zunächst sollte jedes Unternehmen sicherstellen, dass die notwendigen Prozesse und Strukturen vorhanden sind, um Risiken so weit wie möglich zu minimieren. Doch selbst bei optimalen Abläufen kann nie vollständige Sicherheit bestehen – unvorhersehbare Ereignisse gehören zum Alltag. Deshalb ist es ebenso wichtig, Verfahren für den Fall zu definieren, dass doch etwas schiefläuft.
Die Association of Corporate Treasurers (ACT) empfiehlt ein Risikomanagement-Framework, das mehrere Schritte umfasst: Risikobestimmung, -bewertung, -beurteilung, -reaktion und -berichterstattung.
Dieser Kreislauf wird durch eine Feedback-Schleife ergänzt, die zum ersten Schritt zurückführt – um Erfahrungen und Erkenntnisse kontinuierlich einzubeziehen. Unabhängig davon, welches Framework ein Unternehmen verwendet, gilt:
Das Identifizieren, Bewerten und angemessenes Reagieren auf Risiken sind entscheidend – und die finanziellen Auswirkungen sollten stets im Cashflow-Reporting sichtbar gemacht werden.
Cash Visibility verbessern
Eine der wirksamsten Methoden zur Reduzierung von Treasury-Risiken ist die Verbesserung der Cash Visibility. Mit besserer Cash-Transparenz erhalten Unternehmen schnelleren Einblick in ihre weltweiten Liquiditätspositionen – auch wenn mehrere Banken, ERP-Systeme oder andere Plattformen im Einsatz sind. Das gelingt vor allem durch den Einsatz moderner Systeme, die Daten aus verschiedenen Quellen zentral konsolidieren.
Die manuelle Datensammlung in Excel mit mehreren Bankverbindungen ist dagegen oft zu langsam und fehleranfällig – sie mindert die Fähigkeit des Treasury, rechtzeitig auf Risiken zu reagieren.
FX-Exposure-Strategien umsetzen
Währungsrisiken (FX-Risiken) entstehen typischerweise, wenn Transaktionen in Fremdwährungen abgewickelt werden oder Treasury-Analysen auf Wechselkursen basieren, die nur zu einem bestimmten Zeitpunkt gültig sind.
Unternehmen können verschiedene Strategien nutzen, um FX-Risiken zu reduzieren:
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Starke Marken können Geschäfte in ihrer eigenen Währung abwickeln und so das Wechselkursrisiko auf die Gegenpartei übertragen.
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In langfristigen internationalen Verträgen können Klauseln aufgenommen werden, die festlegen, dass erhebliche Wechselkursabweichungen vom Vertragspartner ausgeglichen werden.
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Eine natürliche Währungsabsicherung (Natural Hedging) kann durch die organisatorische Struktur erreicht werden – z. B. indem ein Unternehmen eine Vertriebsniederlassung in einem Land eröffnet, das dieselbe Währung wie der Hauptlieferant nutzt.
Eine gängige Form der Absicherung ist das Devisentermingeschäft (Forward Exchange Contract) oder eine Währungsoption (Currency Option).
Bei einem Termingeschäft vereinbaren beide Parteien, einen bestimmten Betrag einer Fremdwährung zu einem festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft zu einem vereinbarten Kurs zu kaufen oder zu verkaufen.
Dadurch ist die initiierende Partei gegen zukünftige Wechselkursschwankungen abgesichert.
Währungsoptionen funktionieren ähnlich, bieten aber mehr Flexibilität:
Das Unternehmen erhält das Recht (aber nicht die Pflicht), eine bestimmte Währung zu einem festgelegten Kurs bis zu einem bestimmten Datum zu kaufen oder zu verkaufen.
So können Optionen bei günstigen Kursen genutzt oder bei ungünstigen Marktbedingungen verfallen gelassen werden – diese Flexibilität hat allerdings ihren Preis in Form einer Optionsprämie.
Regelmäßige Cashflow-Forecasts erstellen
Eine wirksame Möglichkeit, Treasury-Risiken zu verringern, besteht darin, stets einen aktuellen Überblick über künftige Zahlungsströme zu behalten. Wer die erwarteten Cashflows kennt, kann Risiken frühzeitig erkennen und gezielt steuern.
Cashflow-Forecasting hilft, drohende Liquiditätsengpässe zu identifizieren, die eine zusätzliche Finanzierung erforderlich machen könnten. Gleichzeitig lassen sich Überschüsse erkennen, die für Investitionen oder zur weiteren Risikoreduzierung eingesetzt werden können.
Fortschrittliche Prognose-Tools berücksichtigen heute sogar Marktrisiken, Branchentrends oder saisonale Schwankungen. Diese vorausschauende Planung bildet die beste Grundlage, um Treasury-Risiken effektiv zu managen – vorbereitet statt überrascht.
Liquiditätspositionen regelmäßig prüfen
Die regelmäßige Überprüfung der Liquiditätspositionen liefert wichtige Erkenntnisse über die finanzielle Stabilität des Unternehmens. Mit geeigneten Analysemethoden lässt sich ein Großteil der Risiken erkennen, die aus schwacher Liquidität resultieren – etwa Zahlungsunfähigkeit, eingeschränkter Zugang zu Finanzierungen, mangelnde Transparenz über verfügbare Mittel, ineffiziente Cash Conversion Cycles oder ungünstige Working-Capital-Kennzahlen.
Als Best Practice gilt es, das Liquiditätsmanagement zu zentralisieren und alle relevanten Daten automatisiert zusammenzuführen. So können Risiken im Zusammenhang mit Liquiditätsschwankungen schnell analysiert und Bereiche identifiziert werden, die zusätzliche Aufmerksamkeit erfordern.
Betrug aktiv verhindern
Finanzbetrug kann viele Formen annehmen, tritt im Treasury aber am häufigsten in Gestalt von Payment Fraud auf. Da ein einziger Vorfall hohe Verluste verursachen kann, zählt Betrugsprävention zu den wichtigsten Aufgaben.
Zu den häufigsten Angriffsmethoden gehören Phishing, Kickbacks, Identitätsdiebstahl, fingierte Rückerstattungen, Malware oder doppelte Zahlungen.
Es gibt verschiedene Strategien, um Zahlungsbetrug zu bekämpfen:
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Einrichtung sicherer, standardisierter Payment-Prozesse über zentrale Payment Hubs
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Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeitenden, um Betrugsversuche zu erkennen
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Sanktionslistenprüfung, damit keine Zahlungen an unerwünschte oder verbotene Empfänger ausgeführt werden
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Regelmäßige Audits der Zahlungsprozesse, um Auffälligkeiten und Optimierungspotenziale zu identifizieren
Marktveränderungen aktiv beobachten
Die beste Vorbereitung auf Marktrisiken besteht darin, globale Entwicklungen genau zu verfolgen, die sich auf Währungen, Rohstoffpreise und Zinsen auswirken könnten. Schon geopolitische Spannungen können alle drei Bereiche gleichzeitig beeinflussen. Auch wirtschaftliche Aufschwünge oder Rezessionen haben erhebliche Auswirkungen auf das Marktrisiko. Neben laufender Marktbeobachtung helfen strategische Instrumente wie Derivate, FX-Hedging oder Zinsabsicherungsstrategien, um die Risikoexponierung zu verringern. Viele Unternehmen nutzen beispielsweise Zinsswaps, Caps oder Collars, um ihr Zinsrisiko zu senken und ihre Finanzierungskosten stabil zu halten.
Externe Prüfer oder Berater hinzuziehen
Eine weitere Möglichkeit, drastische Auswirkungen von Treasury-Risiken zu vermeiden, besteht darin, die Finanzlage regelmäßig durch externe Prüfer oder Consultants bewerten zu lassen. Diese Experten können Risiken aufdecken, die intern möglicherweise übersehen wurden, und wertvolle Empfehlungen für Verbesserungen geben. Zudem können sie helfen, Compliance- und Regulierungsrisiken zu reduzieren, indem sie prüfen, ob interne Richtlinien den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
Einführung eines Treasury-Management-Systems (TMS)
Ein modernes Treasury-Management-System unterstützt Treasurer dabei, ihr Hauptziel zu erreichen: Risiken zu minimieren. Ein TMS automatisiert fehleranfällige manuelle Aufgaben, zentralisiert Daten aus allen relevanten Quellen und verbessert die Analysefähigkeit. Für Unternehmen mit mehreren Banken und komplexen Systemlandschaften ist ein TMS unverzichtbar, um Treasury-Risiken effektiv zu steuern.
Technologieanbieter für Treasury-Risikomanagement
Das Management von Treasury-Risiken beginnt oft mit der Wahl der richtigen Technologie.
Im Folgenden werden fünf typische Anbieter von Treasury-Software vorgestellt, die Unternehmen dabei unterstützen, Risiken zu erkennen und zu reduzieren..
1. Nomentia
Nomentia ist ein europäisches SaaS-Treasury-Management-System, das sowohl als komplette Treasury-Suite als auch im Best-of-Breed-Ansatz genutzt werden kann.
Letzterer erlaubt es Unternehmen, nur die Module zu wählen, die sie aktuell benötigen, und das System schrittweise zu erweitern, wenn ihre Treasury-Prozesse wachsen. Nomentia betreut über 1.600 Kunden – darunter große Konzerne wie Lufthansa, Kone, DHL, SWECO und Porsche, aber auch zahlreiche mittelständische Unternehmen. Die Treasury- und Cash-Management-Suite umfasst Lösungen für Zahlungsautomatisierung, automatische Abstimmung (Reconciliation), Liquiditätsmanagement, Bankkontenverwaltung, Inhouse-Banking, Cashflow-Forecasting, Risikomanagement, Trade Finance, Reporting und Treasury-Workflows.
2. Treasury systems
Treasury Systems ist ein weiterer europäischer Anbieter von Treasury-Technologien. Das Unternehmen bietet Lösungen für Risikomanagement, Treasury-Reporting, Workflow-Automatisierung und Cash Management. Auch hier gilt der Best-of-Breed-Ansatz – ideal für Unternehmen, die noch keine vollständige Treasury-Suite benötigen. Treasury Systems wurde bereits 1984 gegründet und hat eine starke Präsenz in den nordischen Ländern, wo das Unternehmen vor allem große Kunden betreut.
3. Coupa
Coupa ist ein US-amerikanischer Anbieter von Treasury- und Business-Spend-Management-Lösungen. Das Portfolio umfasst Tools für Zahlungsautomatisierung, Risikomanagement, Workflows und Liquiditätsmanagement. Coupa richtet sich an eine breite Kundenbasis – von großen bis hin zu kleineren und mittleren Unternehmen.
4. Kyriba
Kyriba ist ein weiterer Anbieter von Treasury-Technologien mit Hauptsitz in den USA.
Die Lösung für Enterprise Liquidity Management deckt Treasury-Risiken, Working Capital Management, Cashflow-Forecasting, Zahlungsverkehr und Konnektivität ab. Kyriba konzentriert sich in erster Linie auf große Unternehmen und multinationale Konzerne.
5. SAP
SAP ist ein deutsches Softwareunternehmen, das vor allem für seine ERP-Lösungen bekannt ist, aber auch Treasury-Funktionen anbietet. Zu den wichtigsten Modulen zählen Bankkontenverwaltung, Cash Operations und Liquiditätsmanagement. SAP richtet sich insbesondere an große Konzerne, die bereits die ERP-Landschaft von SAP nutzen und Treasury-Prozesse nahtlos in ihre bestehende Umgebung integrieren möchten.
Treasury-Risikomanagement in der Praxis
Wie Unternehmen ihr Treasury-Risikomanagement gestalten, hängt stark von ihren individuellen Anforderungen ab. Mit zunehmender Größe und Komplexität steigen auch die Anforderungen – und damit die Notwendigkeit, auf spezialisierte Treasury-Technologien zu setzen.
Kleinere Unternehmen mit überschaubaren Anforderungen können sich für einen Best-of-Breed-Ansatz entscheiden, also gezielt einzelne Module einsetzen, die sich mit wachsendem Bedarf erweitern lassen. Größere Organisationen benötigen hingegen häufig umfassende Treasury-Suiten, die sämtliche Kernprozesse zentralisieren und Risiken ganzheitlich steuern.
Unabhängig von der Größe gilt, Effektives Treasury-Risikomanagement bedeutet, vorbereitet zu sein – nicht zu reagieren.