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5.1.2024 | Zuletzt aktualisert am 5.1.2024

7 min

Das Währungsrisiko minimieren - Ein Leitfaden für Unternehmen

Wenn ein Unternehmen weltweit handelt, ist es immer mit einem Währungsrisiko verbunden. Der Devisenmarkt gehört zu den aktivsten und volatilsten Märkte der Welt, auf dem täglich Billionen von Dollar in verschiedenen Währungen den Besitzer wechseln. Wenn Unternehmen weltweit Waren und Dienstleistungen austauschen, sind damit immer finanzielle Risiken verbunden, die es entweder zu minimieren oder abzuschwächen gilt. Gleichzeitig bieten Währungsabsicherungen wie FX-Hedging auch potenzielle finanzielle Vorteile für Unternehmen, um ihren Währungsumtausch effektiv verwalten zu können.

 

In diesem Artikel werden wir die Herausforderungen bei der Verwaltung mehrerer Währungen näher beleuchten, um herauszufinden, wie sich Währungsrisiken verringern lassen. Obwohl es sich um eine komplexe Aufgabe handelt, lohnt es sich, herauszufinden, wie Sie diese Herausforderungen meistern und das Wechselkursrisiko im gesamten Unternehmen effektiv verwalten können..

 

Was bedeutet Währungsrisiko?

 

Das Währungsrisiko (auch FX-Risiko, Wechselkursrisiko oder Fremdwährungsrisiko genannt) bezeichnet das Risiko, das entsteht, wenn eine finanzielle Transaktion in einer anderen Währung als der Landeswährung des Unternehmens durchgeführt wird. Währungsrisiken können sowohl aus internen Funktionen als auch aus externen Quellen entstehen. Zu den möglichen internen Parteien, die Währungsrisiken herbeiführen können, gehören Treasury, Handel und Technologie. Aber auch externe Kräfte können im Zusammenhang mit Devisen eine Rolle spielen - dazu gehören Währungsschwankungen, staatlich auferlegte Bargeldbeschränkungen, Zinsänderungen oder Verrechnungspreisrisiken (sog. Transfer Pricing-Risiken). Unvorhergesehene Ereignisse in einzelnen Ländern oder sogar weltweit können sich ebenfalls auf das Währungsrisiko eines Unternehmens auswirken.

 

Was sind die Herausforderungen beim Umgang mit dem Währungsrisiko?

 

Der Umgang mit dem Währungsrisiko kann aus einer Vielzahl von Gründen eine Herausforderung darstellen, die alle berücksichtigt werden sollten, um das Risiko nachhaltig zu minimieren. Währungsrisiken verstecken sich oft in der Bilanz eines Unternehmens. Ein Beispiel: Wenn ein Unternehmen seine Bankkonten aktiv in den Ländern, in denen es tätig ist, verwaltet, deuten konzerninterne Transaktionen darauf hin, dass ein Währungsrisiko besteht. Wann immer ein Unternehmen in mehreren Währungen handelt, sollten sowohl interne als auch externe Faktoren, die zu einem Währungsrisiko führen können, berücksichtigt und reduziert werden.

Der wichtigste Punkt für die Bewältigung des Währungsrisikos ist das Verständnis des Unternehmens-Cashflows: Woher das Geld kommt, wohin fließt es, und in welchen Währungen es gehandelt wird. Man könnte also sagen, dass es an der Zeit ist, unter die Motorhaube zu schauen: Welche potenziellen Risiken erscheinen in der Bilanz und was könnte durch die Analyse der ein- und ausgehenden Cashflows entdeckt werden? Ein Einblick in die Cashflows und die Liquiditätslage des Unternehmens ist der Ausgangspunkt für ein effektives FX-Hedging.

Neben der Betrachtung wichtiger Faktoren, die ein Unternehmen daran hindern könnten, das Währungsrisiko erfolgreich zu verwalten und zu minimieren, gibt es weitere, nicht minder wichtige Komponenten. Dazu gehören unpräzise Prognosen und unzureichende Cash Visibility, isolierte Daten sowie unvorhergesehene globale Ereignisse und Unterbrechungen in der globalen Lieferkette. Auch diese Komponenten können sich negativ auf den Umgang mit dem Währungsrisiko auswirken.

 

Unpräzise Prognosen & unzureichende Cash Visibility

 

Ungenaue Prognosen und mangelnde Transparenz über die liquiden Mittel und künftiger Cashflows im Unternehmen können sich negativ auf das Währungsrisiko auswirken. Dies ist eines der wichtigsten Erkenntnisse der "Global Treasury Survey 2021" von PWC, an der CFOs aus aller Welt teilgenommen haben. US-Unternehmen haben beispielsweise mit der Aufwertung des US-Dollars gegenüber anderen Währungen zu kämpfen, daher ist es wichtig, dass diese Unternehmen die damit verbundenen Risiken anerkennen und angehen. Um dies tun zu können, sollten sie nicht nur Einblicke in diese Risiken haben, sondern auch einen Überblick über die Cashflows und Cash-Positionen des Unternehmens erhalten. In einer Umfrage von Deloitte aus dem Jahr 2016 zum Thema "globaler Devisenhandel" stimmten 56 % der Treasurer darin überein, dass die größte Herausforderung bei der Verwaltung des Währungsrisikos die Komplexität der Devisenprognosen und die mangelnde Transparenz ist.

 

Isolierte Daten

 

Bevor man sich mit dem Währungsrisiko befasst, sollte man zunächst die Liquidität verwalten oder Predictive Analytics einsetzen, um seine zukünftigen Cashflows auch langfristig zu verstehen.

Unternehmen sollten den Schwerpunkt auf das Liquiditätsmanagement und die Cashflow-Prognose legen und sicherstellen, dass alle verfügbaren Daten aus den verschiedenen Datenquellen genutzt werden. So können Währungsrisiken frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.

 

Unvorhergesehene Ereignisse & Unterbrechungen in der Lieferkette

 

Schwer oder kaum vorhersehbare Ereignisse wie die COVID-19 Pandemie oder der Ukraine-Krieg können zu Unterbrechungen der Versorgungsketten, Währungsvolatilität und/oder Inflation führen. Diese Ereignisse können überraschend kommen und sich negativ auf die Unternehmensumsätze auswirken. Strategien wie das FX-Hedging können helfen, mit derartigen Ereignissen umzugehen. Wichtig zu beachten: Sobald das unvorhergesehene Ereignis eintritt, sollte die Situation gemäß der Devisenpolitik des Unternehmens bewältigt werden.

Die globale Lieferkette ist ein komplexes Gebilde - noch immer kämpfen Unternehmen damit, die Transparenz und Sichtbarkeit in ihre Lieferkettenoperationen zu erhöhen, jedoch ist die Kommunikation und der Datenaustausch zwischen den Parteien unzureichend. Dies beeinträchtigt auch die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Prognosen und kann zu versteckten oder sogar unerwarteten Währungsrisiken führen.

 

Zinsänderungen

 

Der Wechselkurs ist ein entscheidender Faktor für das wirtschaftliche Wohlergehen eines Landes und spielt daher eine entscheidende Rolle für den Handel eines Landes. Die Verwaltung des Währungsrisikos bei Zinsänderungen ist daher eine wichtige, aber komplexe Aufgabe. Wirtschaftswissenschaftler haben herausgefunden, dass es eine Korrelation zwischen dem Währungs- und dem Zinsänderungsrisiko gibt. Wenn die Zinssätze steigen, können Kreditgeber im Vergleich zu anderen Ländern mit niedrigeren Zinssätzen eine höhere Rendite für ihre Investitionen erzielen. Wenn die Zinsen ausländisches Kapital attraktiver machen, steigt als Konsequenz auch der Wechselkurs. Umgekehrt gilt das Gleiche: Sinken die Zinsen, sinkt auch der Wechselkurs.

Daher sollten veränderte Zinssätze - unabhängig davon, ob sie sich negativ oder positiv entwickeln - ein Signal für Währungsrisiko-Spezialisten sein, mit entsprechenden Instrumenten und Strategien entweder das Risiko sinkender Wechselkurse zu mindern oder die Vorteile steigender Wechselkurse zu nutzen.

 

FX-Risiko-Management - Wo fängt man an?

 

Um das Währungsrisiko wirksam zu steuern und die besten Hedging-Methoden zur Absicherung des Wechselkursrisikos zu ermitteln, sollten Sie zunächst eine Devisenpolitik in Ihrem Unternehmen einführen. Auf diese Weise können Sie sicherstellen, dass Sie über alle erforderlichen Daten verfügen und die Währungsrisiken, denen Ihr Unternehmen ausgesetzt ist, verstehen. Darüber hinaus kann es von Vorteil sein, einen Cashflow-at-Risk-KPI einzuführen, um die Höhe des Risikos im Verhältnis zur Risikotragfähigkeit des Unternehmens zu berechnen.

 

Einführung einer Devisenpolitik

 

Die Devisenpolitik ist bei jedem Unternehmen anders, da sie von der Branche, der Art und Komplexität des Geschäfts oder den Ländern, in denen die Tochtergesellschaften tätig sind, abhängt.

Dennoch ist es wichtig, eine Strategie festzulegen. Idealerweise erstellen Unternehmen ihre Devisenpolitik in einer ruhigeren Marktphase, da Ereignisse höherer Gewalt eine einseitige Politik beeinflussen können. Auch wenn die Devisenpolitik flexibel gestaltet werden sollte, um sie bei Bedarf überarbeiten zu können, sollte sie dennoch langfristig angelegt sein. Nur so ist gewährleistet, dass sie die Finanzabteilung des Unternehmens bei unerwarteten Ereignissen schützt.

Eine Devisenpolitik wird nur benötigt, wenn Ihr Unternehmen mit mehreren Währungen handelt. Da nicht alle Währungen gleich sind, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, welche Währung das größte Risiko und die größten negativen Auswirkungen auf Ihre Geschäfte haben könnte, um Ihre Hedging-Strategien entsprechend zu priorisieren.

Für die Erstellung der Richtlinien ist in der Regel der CFO zuständig, wobei die Unterstützung durch den Verwaltungsrat von entscheidender Bedeutung ist. Sobald dieser seine Zustimmung gegeben hat, ist die flächendeckende Kommunikation die nächste Herausforderung. Es ist wichtig, dass alle Stakeholder die Richtlinien der Devisenpolitik verstehen und entsprechend handeln.

 

Daten aus allen Systemen

 

Erfassen Sie die Finanzpositionen aus all Ihren Systemen, wie z. B. ERP, und integrieren Sie sie nahtlos in Ihre Lösungen für das FX-Risiko-Management. Sobald die Geschäfte und Zahlungen abgeschlossen sind, kann mit der Bearbeitung von Währungsrisiken und deren Berechnungen begonnen werden. Dank der Verwendung eines einzigen Systems für das FX-Risiko-Management sowie der nahtlosen Integration aller Finanzsysteme wie ERP kann mit den verfügbaren Daten nahezu in Echtzeit gearbeitet werden.

 

Währungsrisiken identifizieren

 

Um die Währungsrisiken zu identifizieren, müssen Sie zuerst feststellen, welche Währungen die ungesichertsten Positionen aufweisen und ob die aktuellen Absicherungsquoten innerhalb eines vordefinierten Bereiches liegen. Dabei ist es wichtig, sich einen Überblick über das mit verschiedenen Positionen verbundene Bruttorisiko zu verschaffen und Cashflows in nicht-funktionalen Währungen vorherzusagen, vorzugsweise dargestellt nach Währungspaar und Tochtergesellschaft.

Nachdem Sie das Bruttorisiko ermittelt haben, sollten Sie auch das Nettorisiko Ihres Unternehmens auf dem Devisenmarkt quantifizieren.

Nehmen wir an, Sie müssen die Währung X für 5 Millionen Euro kaufen und Sie erhalten die Währung X für 2,5 Millionen Euro. Nun berechnen Sie die Auswirkungen des Besitzes von Währung X, indem Sie den Markt der letzten zehn Jahre betrachten, um die durchschnittliche prozentuale Schwankung von Währung X gegenüber dem Euro zu verstehen. Wenn die durchschnittliche Schwankung 10 % beträgt, könnte die Auswirkung dieses Devisengeschäfts 250 000 € betragen. Sie sollten auch Extremfälle in Betracht ziehen, in denen die Währung deutlich stärker schwankt als der Durchschnitt - gerade solche Szenarien können große quantitative Auswirkungen auf Ihr Unternehmen haben.

 

Einführung eines Cashflow-at-Risk-KPIs

 

Die Verwendung des Cashflow-at-Risk als Risikoparameter hat den Vorteil, dass das Währungsrisiko in Euro dargestellt werden kann. Der Cashflow-at-Risk verdeutlicht die Höhe des berechneten Risikos im Verhältnis zur Risikotragfähigkeit eines Unternehmens. Mit entsprechender FX-Risiko-Software kann das oben genannte Beispiel für jede Währung automatisiert durchgeführt werden.

 

FX-Risiko-Management kann die Gewinnmargen erhöhen

 

Ein ungesichertes Währungsrisiko kann sich negativ auf den Umsatz und damit auf die Rentabilität des Unternehmens auswirken. Ein effektives FX-Risikomanagement wirkt dem entgegen und kann durch Währungssicherungsmaßnahmen wie FX-Hedging die Rentabilität des Unternehmens verbessern. Die Investition in eine Lösung, die Sie bei der Navigation auf dem Devisenmarkt unterstützt, kann daher von großem Vorteil sein. Angesichts des aktuellen Wirtschaftsklimas, in dem Ökonomen Zinserhöhungen erwarten und die Inflation in ganz Europa durch Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie oder der Ukraine-Krieg angestiegen ist, können CFOs und Treasurer das FX-Risiko-Management und dessen mögliche Auswirkungen auf die Bilanz nicht vernachlässigen.

Ein wirksamer Umgang mit dem Währungsrisiko kann dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, denn wenn Sie die Währungen wirksam absichern, können Sie die bestmögliche Rendite aus Ihren internationalen Investitionen erwirtschaften. Außerdem können Sie bessere Prognosen treffen, wann eine Währung wahrscheinlich an Wert verlieren wird, und darauf reagieren.