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3.3.2025 | Zuletzt aktualisert am 26.11.2025

7 min

Wie lässt sich Liquiditätsrisiko bewerten, steuern und mindern?

Wie können Unternehmen Liquiditätsrisiken wirksam mindern?
Die Begrenzung von Liquiditätsrisiken beginnt mit klarer Transparenz über aktuelle Cash-Positionen, belastbaren Liquiditätsprognosen und durchdachten Notfallplänen. Treasurer sollten regelmäßig Stresstests für unterschiedliche Szenarien durchführen, Finanzierungsquellen diversifizieren und Liquiditätspuffer gezielt an Geschäftsstrategie und Marktrisiken ausrichten, um auch bei hoher Volatilität handlungsfähig zu bleiben.
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Liquiditätsrisiken stehen wieder ganz oben auf der Agenda vieler Treasurer. Zinsvolatilität, angespannte Märkte und geopolitische Unsicherheit führen zu immer gleichen Fragen:
Wie ist unsere aktuelle Liquiditätsposition? Was sind unsere primären und sekundären Liquiditätsquellen? Welche Kontrahentenrisiken könnten unsere Liquidität gefährden? Welche Notfallpläne haben wir für einen Liquiditätsengpass?

Wer diese Fragen nicht beantworten kann, geht erhebliche Risiken ein: steigende Finanzierungskosten, Notverkäufe von Vermögenswerten mit Verlust, Vertragsverletzungen, verpasste Geschäftschancen – im Extremfall bis hin zu Insolvenz.

Eine Liquiditätsklemme macht niemandem Spaß. Kann ein Unternehmen seine kurzfristigen Verpflichtungen nicht mehr pünktlich erfüllen, drohen Mahngebühren, Verzugszinsen und ein nachhaltiger Imageschaden gegenüber Lieferanten und Kreditgebern. Verstöße gegen Covenants können dazu führen, dass Banken die sofortige Rückzahlung verlangen. Schlechte Steuerung von Liquiditätsrisiken führt außerdem dazu, dass Kreditgeber das Unternehmen als riskant einstufen – Wachstumspläne lassen sich dann nur noch schwer finanzieren. Kein Wunder also, dass CFOs das Liquiditätsrisikomanagement als Top-Priorität für ihre Treasury-Teams definieren. 

„Ohne ein klares Verständnis der Cashflows fliegt man im Blindflug. Unternehmen brauchen jederzeit eine präzise Sicht auf ihre Liquidität, um teure Überraschungen zu vermeiden.“
– Karl-Henrik Sundberg, Product Manager Cash Forecasting

Die Experten im Überblick

Der Autor hat für diesen Beitrag mit zwei Nomentia-Experten gesprochen: Karl-Henrik Sundberg und Jouni Kirjola. Beide bringen langjährige Erfahrung aus Corporate Treasury, Cash Management und Treasury-Software mit und machen deutlich, wie zentral Risikominimierung als Teil eines professionellen Liquiditätsmanagements ist.

Karl-Henrik Sundberg

Karl-Henrik Sundberg ist Senior Product Manager für Cash Forecasting bei Nomentia und seit fast einem Jahrzehnt im Unternehmen. Zuvor war er unter anderem Director Group Cash Management und Back Office in einem Corporate Treasury und kennt damit sowohl die Anwender- als auch die Softwareseite im Detail.

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Jouni Kirjola

Jouni Kirjola ist Head of Solutions & Presales bei Nomentia und verfügt über fast 20 Jahre Erfahrung in den Bereichen Payments, Cash Forecasting, In-house Banking und Abstimmung. Seine praktische Projekterfahrung macht ihn zu einem Schlüsselfigur, wenn es darum geht, maßgeschneiderte Lösungen für Treasury-Organisationen zu entwickeln.

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Unter Liquiditätsrisiko versteht man das Risiko, dass ein Unternehmen seinen finanziellen Verpflichtungen bei Fälligkeit nicht nachkommen kann – oder dass dies nur zu deutlich erhöhten Kosten möglich ist. Das kann ganz unterschiedliche Ursachen haben: Ein Handelsunternehmen sitzt auf zu hohen Lagerbeständen, wenn die Nachfrage einbricht. Oder ein Unternehmen hält mehrere Immobilien im Bestand, die sich im Ernstfall nur mit hohem Abschlag verkaufen lassen. nomentia.com

Man denke an Lehman Brothers 2008 oder Evergrande 2021: Die Fähigkeit, Verpflichtungen zu erfüllen und den Betrieb auch unter Stress aufrechtzuerhalten, ist der Kern jeder Strategie zur Begrenzung von Liquiditätsrisiken. Wer vorbereitet und vorausschauend agiert, kann seine Liquiditätsstrategie mit den übergeordneten Unternehmenszielen in Einklang bringen – sollte sich aber der Besonderheiten von Liquiditätsrisiken bewusst sein.

„Liquiditätsrisiko zu adressieren erfordert eine proaktive Haltung. Man darf nicht warten, bis die Klemme da ist – es geht darum, für Worst-Case-Szenarien zu planen, bevor sie Realität werden.“
– Jouni Kirjola, Head of Solutions & Presales

Arten von Liquiditätsrisiken

  • Funding Liquidity Risk (Finanzierungsliquidität):
    Dieses Risiko entsteht, wenn ein Unternehmen keine ausreichende Finanzierung erhält, um seine Verpflichtungen zu erfüllen. Beispiel: Ein Unternehmen ist stark von kurzfristigen Krediten abhängig, erlebt plötzlich einen Umsatzrückgang – und die Banken sind nicht mehr bereit, Linien zu verlängern.

  • Market Liquidity Risk (Marktliquidität):
    Hier geht es darum, ob Vermögenswerte schnell genug und ohne große Verluste gekauft oder verkauft werden können. Hält ein Finanzinstitut in einem Abschwung schwer handelbare Assets, kann ein erzwungener Verkauf in einem illiquiden Markt zu erheblichen Verlusten führen – und damit die eigene Liquidität massiv unter Druck setzen.

  • Operational Liquidity Risk (operative Liquidität):
    Tritt auf, wenn das Unternehmen seine täglichen Zahlungsverpflichtungen aufgrund eines schlechten Cashflow-Managements oder einer fehlenden Notfallplanung nicht erfüllen kann. Beispiel: Ein kritisches Softwaresystem fällt aus; Rechnungsstellung und Inkasso verzögern sich – der Cashflow bricht zeitweise weg.

  • Contingent Liquidity Risk (Event-/Eventualrisiko):
    Hier geht es um potenziellen Liquiditätsbedarf, der durch bestimmte Ereignisse ausgelöst wird – etwa einen plötzlichen Anstieg des Geldbedarfs oder unerwartete finanzielle Verpflichtungen. Beispiel: Neue regulatorische Anforderungen zwingen Institute, kurzfristig deutlich mehr liquide Mittel zu halten – es entsteht ein Wettlauf um Liquidität.

  • Systemic Liquidity Risk (systemische Liquidität):
    Dieses Risiko betrifft nicht nur ein Unternehmen, sondern auch Teile des Finanzsystems. Durch enge Vernetzung und Ansteckungseffekte kann eine Marktstörung viele Institute gleichzeitig treffen – wie in der Finanzkrise, als der Interbankenmarkt einfror und selbst solide Banken kaum noch Refinanzierung erhielten.

Liquiditätsrisiko: Bekannte und unbekannte Ausmaße

Liquiditätsrisikominderung bedeutet in erster Linie: sicherstellen, dass jederzeit ausreichend liquide Mittel verfügbar sind – auch unter unerwartetem Stress. Das setzt voraus, dass man akzeptiert, mit einem gewissen Maß an Unsicherheit in Bezug auf Märkte und Business zu leben.

Das bekannte Modell der „Known Knowns, Known Unknowns, Unknown Knowns und Unknown Unknowns“ hilft, die eigene Perspektive auf Liquiditätsrisiken zu strukturieren:

  1. Known Knowns (bekannte Bekannte):
    Risiken, die gut verstanden und transparent sind. Sie lassen sich quantifizieren und mit vorhandenen Instrumenten steuern.
    – Im Kontext Liquidität: vorhersehbare Cashflow-Muster, regelmäßige Kundenzahlungen, etablierte Zahlungsziele mit Lieferanten.
    – Implikation: Diese Faktoren sollten planbar sein – hier lassen sich Ressourcen gezielt allokieren und Cashflow-Praktiken etablieren, um Risiken zu begrenzen.

  2. Known Unknowns (bekannte Unbekannte):
    Risiken, von denen man weiß, dass sie existieren, deren genaue Auswirkung oder Eintrittswahrscheinlichkeit aber unklar sind.
    – Beispiele: mögliche Rezessionen, Marktveränderungen mit Einfluss auf Cashflows, saisonale Nachfrageschwankungen, deren Ausmaß schwer prognostizierbar ist.

  3. Unknown Knowns (ungenutztes Wissen):
    Risiken, zu denen im Unternehmen eigentlich Wissen vorhanden ist – das jedoch nicht systematisch genutzt wird.
    – Beispiel: Historische Daten zu Zahlungsgewohnheiten bestimmter Kunden, die zwar vorhanden sind, aber nicht in Forecasts und Szenarioanalysen einfließen. Oder AR-Insights, die im Team schlummern, aber nie in strukturierte Cashflow-Strategien umgesetzt werden.

  4. Unknown Unknowns (unbekannte Unbekannte):
    Ereignisse und Risiken, von denen man gar nicht weiß, dass sie existieren – bis sie eintreten.
    – Beispiele: plötzliche Marktcrashs, unerwartete Regulierungssprünge, Naturkatastrophen oder globale Lieferkettenstörungen, die die Nachfrage und Cashflows unerwartet verändern.

„Einer der größten Fehler von Unternehmen ist, die Bedeutung der Cashflow-Planung zu unterschätzen. Ein guter Forecast kann den Unterschied zwischen Stabilität und Krise ausmachen.“
– Karl-Henrik Sundberg, Product Manager Cash Forecasting

Ist Ihre Liquidität in Gefahr?

Ob es um künftige Refinanzierungsrisiken, unbeabsichtigte Liquiditätslücken oder erste Anzeichen für verschlechtertes Working Capital und Kreditrisiken geht – alles hängt an einem Punkt: Transparenz. Ohne klare Sicht auf Kennzahlen und Entwicklungen ist es nahezu unmöglich, Fragen wie diese seriös zu beantworten:

  • Stehen in nächster Zeit größere Tilgungen oder Einmalzahlungen an, die unsere Liquidität belasten könnten?

  • Ziehen sich Zahlungsziele und -zyklen unserer Kunden spürbar in die Länge?

  • Haben wir genügend Puffer und Notfallpläne für Stressszenarien?

Wichtige Kennzahlen zur Früherkennung von Liquiditätsrisiken sind unter anderem:

  1. Current Ratio (Liquiditätsgrad I/II je nach Definition):
    Misst, ob kurzfristige Vermögenswerte ausreichen, um kurzfristige Verbindlichkeiten zu decken.
    – Formel: Current Assets / Current Liabilities
    – Ein niedriger Wert weist auf Liquiditätsrisiken und Engpässe hin.

  2. Quick Ratio (Acid-Test):
    Strenger als der Current Ratio, da das Lager aus den kurzfristigen Vermögenswerten herausgerechnet wird.
    – Formel: (Liquide Mittel + Wertpapiere + Forderungen) / Current Liabilities
    – Liefert ein konservatives Bild der kurzfristigen Zahlungsfähigkeit ohne den Rückgriff auf schwer absetzbare Lagerbestände.

  3. Cash Ratio:
    Zeigt, inwieweit das Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten rein mit Cash und Cash-Äquivalenten bedienen könnte – eine Kennzahl, die in Krisensituationen besonders relevant ist.
    – Formel: Cash & Cash Equivalents / Current Liabilities

  4. Operating Cash Flow Ratio:
    Stellt den operativen Cashflow im Verhältnis zu kurzfristigen Verbindlichkeiten und zeigt, wie tragfähig die Cashgenerierung aus dem Kerngeschäft ist.
    – Formel: Operating Cash Flow / Current Liabilities

  5. Days Sales Outstanding (DSO):
    Durchschnittliche Zahlungszeit nach Rechnungsstellung. Steigende DSOs deuten auf langsamere Zahlungseingänge und potenzielle Cash-Probleme hin.
    – Formel: (Forderungen / Kreditumsatz) × Anzahl Tage

  6. Days Payable Outstanding (DPO):
    Durchschnittliche Anzahl der Tage, die das Unternehmen braucht, um Lieferanten zu bezahlen.
    – Formel: (Verbindlichkeiten / Cost of Goods Sold) × 365
    – Treasuries nutzen DPO, um die Liquidität zu steuern, ohne Lieferantenbeziehungen zu strapazieren.

  7. Inventory Turnover Ratio (Lagerumschlag):
    Wie schnell werden Lagerbestände verkauft und ersetzt?
    – Formel: Cost of Goods Sold / Durchschnittlicher Lagerbestand
    – Niedrige Umschlagshäufigkeit kann auf zu hohe Bestände und damit auf gebundenes Kapital hinweisen.

  8. Net Working Capital (Nettoumlaufvermögen):
    Differenz aus kurzfristigen Vermögenswerten und kurzfristigen Verbindlichkeiten – ein zentraler Indikator der kurzfristigen Zahlungsfähigkeit.
    – Formel: Current Assets – Current Liabilities

  9. Debt-to-Equity Ratio (Verschuldungsgrad):
    Verhältnis von Gesamtverbindlichkeiten zu Eigenkapital.
    – Formel: Total Liabilities / Shareholders' Equity
    – Ein hoher Wert signalisiert erhöhten Druck durch Verschuldung und damit potenzielle Liquiditätsrisiken.

Wie beurteilt und mitigiert man Liquiditätsrisiken? 

Im Kern lässt sich der Prozess zur Beurteilung und Reduzierung von Liquiditätsrisiken in vier Schritte gliedern:

  1. Quellen und Ursachen identifizieren:
    Zunächst müssen die wesentlichen Treiber von Liquiditätsrisiken im Unternehmen verstanden und benannt werden – von Geschäftsmodell und Kundenstruktur über Finanzierungsinstrumente bis hin zu operativen Prozessen.

  2. Liquiditätskennzahlen messen:
    Auf Basis von Kennzahlen wie Current Ratio, Quick Ratio oder Cash Ratio wird das aktuelle Risikoniveau messbar.

  3. Potenzielle Liquiditätslücken analysieren:
    Die Gegenüberstellung von Cash-Ein- und -Auszahlungen über verschiedene Zeithorizonte (z. B. 30/60/90 Tage) zeigt, wo Gaps entstehen könnten.

  4. Stresstests durchführen:
    Durch Simulation ungünstiger Szenarien (z. B. Umsatzrückgang, Zahlungsverzug, Zinsanstieg) wird sichtbar, wie belastbar die Liquiditätsposition tatsächlich ist.

„Abteilungsübergreifende Zusammenarbeit ist entscheidend. Silo-Denken führt zu Lücken in den Forecasts – und am Ende zu einem schwächeren Liquiditätsprofil.“
– Jouni Kirjola

Strategien zur Minderung von Liquiditätsrisiken

Der Artikel fasst typische Ursachen, Warnsignale und passende Gegenmaßnahmen in einer Matrix zusammen. Im Folgenden die Inhalte in Textform:

 

 

Risiko / Ursache Typische Warnsignale Strategien zur Minderung des Liquiditätsrisikos
Cashflow-Engpässe (schwache Umsätze, hohe laufende Kosten, langsame Zahlungseingänge) Sinkender/negativer operativer Cashflow, steigende DSO Forderungsmanagement verschärfen (schnellere Mahnläufe, Kreditlimits), Working Capital optimieren (Lagerbestände reduzieren, Zahlungsziele aktiv steuern), Zahlungsbedingungen mit Lieferanten nachverhandeln
Fälligkeitsrisiko von Schulden (hoher Anteil kurzfristiger Verbindlichkeiten) Große Tilgungsspitzen im Verhältnis zu Cash, hoher Verschuldungsgrad Kurzfristige in langfristige Finanzierung umschulden, Liquiditätspuffer aufbauen, Covenants und Fälligkeitsprofil aktiv managen, mit Finanzpartnern frühzeitig Refinanzierung klären
Zahlungsverzögerungen von Kunden (schwaches Kreditrisikomanagement, konjunktureller Druck) Steigende DSO, mehr Forderungsausfälle/Abschreibungen Strengere Kreditrichtlinien, Bonitätsprüfungen, Anreize für frühzeitige Zahlung (Skonto), aktives Collections-Management, ggf. Kreditversicherung einsetzen
Steigende Zinsen (hoher Anteil variabel verzinster Schulden) Höhere Zinsaufwendungen, sinkende Interest-Coverage-Ratio Zinsrisiko durch Derivate (Swaps, Caps) hedgen, variabel verzinste Kredite reduzieren oder in Festzins umwandeln, Verschuldung insgesamt optimieren
Unerwartete Cash-Abflüsse (Rechtsstreit, Bußgelder, größere Ausfälle) Plötzlicher Rückgang der verfügbaren Liquidität, Anstieg kurzfristiger Verbindlichkeiten Notfallliquiditätsreserve aufbauen, passenden Versicherungsschutz (z. B. Haftpflicht, Betriebsunterbrechung) sichern, regelmäßige Stresstests der Cashflows durchführen
Abhängigkeit von wenigen Umsatzquellen (hohe Kundenkonzentration) Volatile Umsätze, hoher Umsatzanteil bei wenigen Kunden Kundenportfolio diversifizieren, neue Märkte/Segmente erschließen, längerfristige Verträge mit Schlüsselkunden verhandeln
Lagerbedingte Liquiditätsrisiken (Überbestände, langsamer Lagerumschlag) Sinkende Lagerumschlagshäufigkeit, hohe Bestände unverkaufter Ware Bestände durch bessere Planung optimieren, langsame Artikel abbauen (Rabatte, Promotions), ggf. Just-in-time-/Lean-Ansätze einführen
Späte Lieferantenzahlungen / DPO-Steuerung (Liquiditätsdruck, aggressives Stretching) Stark steigende DPO, Lieferanten drohen mit Lieferstopp oder verlangen Vorkasse Zahlungsziele ausgewogen steuern, Frühzahlungsrabatte anbieten, Schlüssellieferanten aktiv managen und transparent kommunizieren
Konjunktur- und Marktrückgang (Rezession, Kreditklemme, Nachfragerückgang) Umsatzrückgänge, steigende Finanzierungskosten, engere Kreditkonditionen In guten Zeiten Cash-Reserven aufbauen, Geschäfts- und Umsatzquellen diversifizieren, Kostenstrukturen flexibilisieren, Notfallpläne und Szenarien vorab definieren
Kontrahentenrisiko (Ausfallrisiko von Banken, Kunden, Lieferanten) Langsame Zahlungen, negative Bonitätsentwicklungen, Verschlechterung von Ratings Laufende Finanzanalyse wichtiger Partner, Diversifizierung von Banken/Kunden/Lieferanten, Nutzung von Garantien und Kreditversicherungen
Übermäßige Verschuldung (zu hoher Fremdkapitalanteil) Steigender Verschuldungsgrad, schwache Cashflow-Deckung von Zins/Tilgung Schulden schrittweise reduzieren, neue Verschuldung begrenzen, Eigenkapital stärken (z. B. Reinvestition, Kapitalmaßnahmen), nicht-strategische Assets prüfen/verkaufen
FX-Risiko (Umsätze/Kosten in unterschiedlichen Währungen, fehlendes Hedging) Ungeplante FX-Verluste, hohe Volatilität in Cashflows durch Wechselkurseffekte FX-Hedging mit Forwards/Optionen, möglichst „natürliche“ Hedges (Erlöse und Kosten in derselben Währung), Kernwährungen aktiv überwachen und ggf. Reserven halten

 

„Cash-Visibility bedeutet nicht nur, zu wissen, was heute auf dem Konto ist, sondern auch, was morgen passieren kann. Forecasting ist entscheidend, um potenzielle Liquiditätsrisiken frühzeitig zu erkennen.“
– Karl-Henrik Sundberg

Best Practices im Liquiditätsrisikomanagement

Zum Abschluss stellt der Artikel drei zentrale Maßnahmenbündel heraus, mit denen Unternehmen ihre Position gegenüber bekannten und unbekannten Risiken stärken: nomentia.com

  1. Aktive Liquiditätsplanung:
    Kontinuierliche Einschätzung des Liquiditätsbedarfs, Definition von Zielgrößen, Identifikation möglicher Finanzierungsquellen und regelmäßige Szenarioanalyse. So werden bislang „unsichtbare“ Risiken sichtbar, historisches Wissen besser genutzt und Anpassungen frühzeitig angestoßen.

  2. Proaktives Liquiditätsmanagement:
    Fokus auf vorausschauende Steuerung statt reiner Reaktion: laufende Überwachung von Cash-Positionen, Working Capital, Kreditlinien und Frühwarnindikatoren – kombiniert mit einer Kultur, in der Teams Beobachtungen zu Zahlungsströmen, Kunden- und Lieferantenverhalten aktiv teilen.

  3. Präzises Cashflow-Forecasting:
    Regelmäßige, datenbasierte Forecasts auf Basis historischer Werte, aktueller Trends und Business-Pläne. Ziel ist eine möglichst klare Sicht auf zukünftige Cash-Ein- und -Abflüsse – einschließlich der Fähigkeit, potenzielle Engpässe frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen rechtzeitig zu planen.

„Wenn Sie eine klare, datengetriebene Sicht auf Ihre Liquidität haben, ermöglichen Sie Ihrem Unternehmen, in unsicheren Zeiten schneller und besser zu entscheiden.“
– Jouni Kirjola

Von der Prognose zum Handeln: Proaktive Kontrolle statt Reaktion

Der Artikel schließt mit einer klaren Botschaft: Liquiditätsrisiken lassen sich nicht vollständig vermeiden – aber sie lassen sich aktiv managen. Wer aktive Planung, proaktives Management und verlässliche Cashflow-Prognosen kombiniert, kann sowohl erwartete als auch unerwartete Herausforderungen deutlich besser abfedern.

Durch Szenarioanalysen, Frühwarnindikatoren und datengetriebene Forecasts gewinnen Unternehmen ein tieferes Verständnis für ihren Liquiditätsbedarf, verbessern die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und sind in der Lage, auf neue Risiken schnell statt hektisch zu reagieren. Genau darin liegt der Unterschied zwischen „überrascht werden“ und „vorbereitet sein“.

 

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